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Kleine Murmel-Kugeln, mit denen es sich herrlich in der Gruppe spielen lässt, ob nun vor 5000 Jahren oder heute.
Warum sich ein Spiel über einen so langen Zeitraum kaum verändert, hängt wohl damit zusammen, dass es in seiner Gestaltung einfach perfekt ist, auch wenn es noch so einfach aussieht. Genau das scheint beim Murmelspiel der Fall zu sein. Denn bei den meisten Murmelspielen geht es nicht nur ums Spielen, sondern auch ums Gewinnen, und zwar die Kugeln der Gegner. Je nach Sichtweise ist dies entweder eine ideale oder eine eher schlechte Vorbereitung auf das Leben.
Das Klicken der kleinen Kugeln war in den Straßen Luxors vor dreitausend Jahren genauso zu vernehmen wie im alten Athen oder in den Siedlungen Germaniens. Es hat den Anschein, als wäre das Murmelspiel nie erfunden worden, sondern schien eher ein Bestandteil des kindlichen Geistes zu sein, denn Murmeln gab und gibt es in allen Kulturen der Welt, lange bevor sich erste Kontakte untereinander entwickelten. Vielleicht haben es schon die Kinder unserer menschlichen Urahnen in der afrikanischen Steppe gespielt.
Der bekannteste Begriff „Murmel“ ist abgeleitet von Marmor, aus dem früher die Kugeln gefertigt wurden. Daneben hat allein in Deutschland fast jede Region einen eigenen Namen für das Kugelspiel. Murmeln aus Glas gibt es erst seit 1848 und eigentlich dienten die ersten Glasmurmeln als Ersatzaugen in der Medizin. Durchaus möglich, das die Kinder des Erfinders des Glasauges, Ludwig Müller-Uri, schnell erkannten, was damit noch gemacht werden konnte.
Weltweit wird das Murmelspiel auch mit Tonkugeln, Steinen, Metallkugeln, Muscheln oder auch Nüssen gespielt. Eine Variante der vielen Murmelspiele ist es, einer zuerst geworfenen Kugel mit den anderen Kugeln so nah wie möglich zu kommen. Es kann als ziemlich sicher angenommen werden, dass sich daraus dass Boule entwickelte, das sich vor allem in Frankreich, Italien und Spanien großer Beliebtheit bei den Erwachsenen erfreut.
Wie international das Murmelspiel ist, zeigt der Umstand, dass es gleich drei Weltmeisterschaften dafür gibt, jeweils abgestimmt auf eine Variante. In England wird die WM zum englischen Ringspiel jährlich in der winzigen Ortschaft Tinsley Green ausgetragen. In Frankreich, in Royan an der Atlantikküste, wird der Weltmeister im Sandmurmeln ermittelt und im tsechischen Prag zeigt sich, wer der weltbeste Spieler beim Kuhlemurmeln ist. In Deutschland beschäftigen sich eine ganze Anzahl von Vereinen mit dem Murmelspiel und sie ermitteln jährlich aus ihren Reihen den deutschen Meister sowohl im englischen Ringspiel wie im Kuhlemurmeln. Dabei zeigt sich der 1. MC Erzgebirge als Dauersieger, der im Übrigen schon mehrfach die Weltmeisterschaft in England gewann.
Sicher erinnern sich viele Erwachsene gerne an ihre Kindheit und dabei an Tage, an denen die Hosentaschen ausgebeult waren von gewonnenen Murmeln oder weniger gerne an Tage, an denen die schönen bunten Glaskugeln in die Hände der Gegner gelangten. Auch heute noch sind die Murmeln feste Bestandteile der Inhalte kindlicher Hosentaschen oder Schulranzen, allen technischen Anreizen aus der digitalen Welt zum Trotz.
Natürlich sind Murmeln längst auch Sammlerstücke und dies mit einem beträchtlichen Markt. Dabei spielt jedoch der Preis eine eher untergeordnete Rolle, denn Murmeln aus Marmor oder Glas wurden in jeder Generation in riesigen Massen hergestellt und sie sind enorm haltbar. Wirklich sehr alte Murmeln aus Ton finden sich meist in Museen und sind unverkäuflich. Es ist vielmehr die Schönheit der kleinen Kugeln, ihr Farbenspiel und die Gestaltung sowie die Herkunft, die zum Sammeln reizen.
September 2019
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