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Wer heute das Wort Spiel schreibt oder ausspricht, meint damit sehr oft ein Computerspiel und tatsächlich geht die Zahl der Anwender weltweit in die Millionen. Trotzdem sind auch die besten Games am Computer oder auf Spielekonsolen keine Konkurrenz für ein Brettspiel, das den Menschen seit rund 1500 Jahren fasziniert und längst selbst den Computer eroberte, Schach.
Es gibt keine genauen Zahlen, jedoch schwankt nach einer Schätzung des Weltschachverbandes sowie anderer Quellen die Zahl der aktiven Schachspieler weltweit zwischen 600 Millionen und einer Milliarde. Beim Weltverband, der FIDE, sind 185 Nationalverbände registriert, aus denen 360.000 Turnierspieler hervorgehen. Da kann selbst König Fußball nicht mithalten.
Schach ist ein Spiel für Kinder wie für Erwachsene und es kann ein Leben lang gespielt werden, ohne das es langweilig wird. Zudem besitzt das Brettspiel, dessen Ursprünge in Indien zu finden sind, eine gesellschaftlich hohe Akzeptanz. Es kann schnell gespielt werden oder eine Partie kann sich sogar über Jahre hinziehen. Hierzu gibt es eine Kuriosität aus dem Fernschach. Zwei Spieler aus Schottland und Australien eröffneten eine Partie im Jahr 1926 und schickten sich ihre Züge per Weihnachtsgrußkarte mit der Post zu. Als das Guinness-Buch der Rekorde die Partie als längstes Schachspiel der Welt in sein Buch aufnahm, im Jahr 1971 und damit 45 Jahre nach dem ersten Zug, war das Spiel noch nicht beendet. Aber auch heute kann eine Fernschach-Partie mehrere Monate dauern.
Das Brettspiel mit den insgesamt 32 Figuren war bis vor einigen Jahren auch noch das Paradebeispiel für die Überlegenheit des Menschen gegenüber der Maschine. Den ersten Schock erlitt die „menschliche“ Schachwelt im Jahr 1997, als der Schachweltmeister Gari Kasparow gegen den Computer Deep Blue unterlag. Doch damals war noch nicht wirklich von einer künstlichen Intelligenz die Rede, vielmehr wurde Deep Blue über Jahre hinweg bis oben hin vollgestopft mit Erfahrungswerten aus unzähligen menschlichen Schachpartien.
Am 5. Dezember 2017 trat die Google-Tochter DeepMind mit einem Computerprogramm an die Öffentlichkeit, dass tatsächlich eine KI ist und dies eindrucksvoll bis heute beweist. Das Programm namens AlphaZero erhält als Grundinformation nur die Spielregeln des Schachs. Innerhalb von rund acht Stunden entwickelt sich AlphaZero durch Spielen gegen sich selbst zum bisher ungeschlagenen Schachweltmeister. AlphaZero ist nicht nur im Schach nicht zu schlagen, sondern ebenso in den asiatischen Brettspielen Shogi und Go. Das neuronale Netzwerk des Programms lernt beständig hinzu.
Es findet sich auf den Displays vieler Smartphones und vertreibt die Zeit, wenn nichts anderes zu tun bleibt, oder es steht als dekoratives Element in der Wohnung. Als App zum Download ist Schach meist kostenlos, es kann aber auch so richtig teuer sein. So etwa das Jewel Royale Chess Set, dessen Figuren aus 18 Karat Gold bestehen und die mit Diamanten, Rubinen, Perlen und Saphiren verziert sind. Für nur 9,8 Millionen Dollar bei der britischen Royal Jewel Company zu erwerben. Das Schachbrett selbst ist da noch nicht inbegriffen.
Solche auswüchse des Schachspiels mögen für Sammler und Superreiche interessant sein, für den normalen Schachspieler sind sie jedoch unwichtig. Gespielt werden kann überall, weshalb Schach auch in überdimensionalen Ausführungen in Schwimmbädern oder in öffentlichen Parks zu finden ist, ohne das hierfür Millionen hingeblättert werden müssen.
Es ist ein Kombinationsspiel, das von den Spielern verlangt, die möglichen Züge des Gegners vorauszuberechnen. Das ist nun keineswegs einfach, denn allein für die ersten vier Züge einer Schachpartie bestehen über 318 Milliarden Varianten. Um die Ecke denken zu können, ist für einen guten Schachspieler ein sehr wichtiges Talent, natürlich genauso wie ein gutes Gedächtnis. Aber zum Glück gibt es unter den unzähligen Hobby-Schachspielern immer auch gleichwertige Gegner, denn Schachspielen lehrt vor allem, das andauernd gewinnen genauso langweilig ist wie andauernd verlieren.
Januar 2019
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