Kinderspielzeug einst und jetzt – was hat sich geändert?

Insbesondere Vertreter der älteren Generation kommen oftmals aus dem Kopfschütteln nicht heraus, wenn sie die vor Spielzeug überbordenden Zimmer der Kinder von heute sehen. Schließlich haben sie selbst nicht mehr als ein paar Bauklötze, oder zur Not auch Steine oder Tannenzapfen, gebraucht, um stundenlang allein oder mit ihren Freunden in Fantasiewelten abtauchen zu können. Heute hingegen türmen sich neben klassischem Holzspielzeug, mit dem auch schon die Eltern und Großeltern gespielt haben, auch Lernspielzeug, Modepuppen, Action-Figuren und vieles mehr. Kinderspielzeug ist also – wie alles – auch verschiedenen Trends unterworfen. Das wiederum wirft für interessierte Menschen natürlich die Frage auf, wie Spielzeug früher ausgesehen hat und seit wann es Spielzeug gibt.

Das erste Spielzeug überhaupt

Heutzutage ist der Alltag eines Kindes ohne lehrreiches und spannendes Spielzeug kaum noch vorstellbar. Schließlich sind Kinder ausgelassen und neugierig – sie wollen die Welt entdecken. Und der beste Begleiter in die große, weite Welt ist natürlich der Lieblingsteddy oder ein anderer Gefährte aus Kindertagen. Und die Erfindung von Kinderspielzeug reicht sehr viel weiter zurück, als man meinen möchte: Denn bei steinzeitlichen Ausgrabungen wurden Knochen und Steine gefunden, welche so aussehen wie erste Puppen. Damit dürfte die Puppe das älteste bekannte Spielzeug in der Geschichte der Menschheit sein. Entdeckt wurden aber auch kleine Krachmacher wie Pfeifen und Rasseln, welche die steinzeitlichen Menschen wohl ebenfalls für ihren Nachwuchs hergestellt haben.

Das antike Spielzeug

Auch in der Antike spielten Kinder gern mit Puppen. Hergestellt wurden diese Spielwaren aus Ton. Sie hatten auch schon Gelenke und waren sehr viel detailreicher hergestellt als die Exemplare aus der Steinzeit. Ferner spielten die Kinder damals gern mit hölzernen Figuren, die mit beweglichen Mäulern ausgestattet waren. Regional gab es in der Antike allerdings große Unterschiede: So spielten die Kinder, aber auch Erwachsene, im alten Ägypten gern Brettspiele wie beispielsweise Dame. Im antiken Griechenland und in Rom waren dagegen Würfel und Kreisel sehr weit verbreitet. In Rom unterschied man aber auch bereits zwischen Spielwaren für Jungen und Mädchen, um die Kinder auf ihre späteren Rollen vorzubereiten. Beliebte Spielzeuge für Jungen waren damals beispielsweise Figuren von Gladiatoren und kleine Waffen, um die jungen Römer auf ihre spätere militärische Laufbahn vorzubereiten.

Mittelalterliches Spielzeug: Statussymbol und Rollenspiel

Während des Mittelalters galt Kinderspielzeug in erster Linie als Statussymbol, weil es sehr große Unterschiede zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten gab. So besaßen die Kinder aus reichen Familien in aller Regel Steckenpferde, Murmeln aus Glas, silberne Figuren oder Puppen in eleganter Kleidung. Kinder aus armen Familien waren dagegen gezwungen zu arbeiten, damit die Familie überhaupt über die Runden kam. Sie konnten sich also kein Spielzeug leisten und mussten mit selbst Gebasteltem Vorlieb nehmen. Ihre Spielsachen stellten sie aus natürlichen Materialien wie Holz, Bast oder Stroh her, während die Kinder aus Fürstenhäusern nicht selten mit ganzen Jagdgesellschaften im Miniformat oder mit Puppenküchen spielten. Weil die Kirche in jenen Jahrhunderten einen enorm großen Einfluss hatte, gewann auch das geschlechterspezifische Spielzeug an Bedeutung. So übten Jungen beispielsweise ihre spätere Rolle als Ritter mit Rüstungen, Kinderschwertern und Pfeil und Bogen, während Mädchen mit Puppen auf ihre Rolle als Mutter vorbereitet wurden. Ferner vertrieben sich die Mädchen ihre Zeit mit Hand- und Schmuckarbeiten, wobei sie zugleich in die späteren häuslichen Pflichten eingewiesen wurden.

Fordern und Fördern: Spielen mit Lerneffekt

Ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert lautete der Anspruch, dass Spielzeug pädagogisch wertvoll sein und einen hohen Lernwert bieten soll. In jener Zeit erfand Friedrich Fröbel nicht nur den Kindergarten, sondern erkannte auch, dass die frühe Kindheit für Bildung und Entwicklung eines Kindes enorm wichtig ist. Deshalb entwickelte er Spielzeug, mit dessen Hilfe neben der Fantasie auch das sportliche Können und die Feinmotorik der Kinder gefördert werden konnte. Dazu gehörten sportliche Spielgeräte und Baukästen.

Die industrielle Revolution und das Spielzeuge

Auch die Herstellung von Spielzeug veränderte sich im Zuge der Industrialisierung von Grund auf. Neue Technologien machten es möglich, Spielzeug in großen Stückzahlen herzustellen. Während nun das Angebot an Spielwaren enorm wuchs, sanken im selben Atemzug die Preise. Folglich waren nun auch weniger begüterte Familien dazu in der Lage, ihre Kinder mit Spielzeug zu beschenken. Nun wurden auch neue Materialien für die Herstellung von Spielzeug verwendet. Äußerst beliebt waren etwa dünne Bleche. Aus diesen ließen sich große Mengen an Figuren und Spielzeugautos herstellen. Und auch die neue Dampftechnik wurde für Spielzeug genutzt, etwa in Form der Spielzeugeisenbahn, die aber schon relativ bald durch eine elektrisch betriebene Version ersetzt wurde. Noch preiswerter wurden Spielwaren, als im 20. Jahrhundert verschiedene Kunststoffe erfunden wurden.

November 2020


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